Rangliste deutscher Politiker:innen
Die “stillen Helden” des Parlamentarismus
Die Rankings zeigen: Im Parliamentary Score finden sich auf den ersten Plätzen eher unbekanntere Namen. Die Plätze 1-3 sichern sich Abgeordnete, die in einflussreichen Ausschüssen Mitglieder sind und dort teils als Vorsitzende oder Obleute wirken: Michael Schrodi (SPD), Jürgen Hardt (CDU/CSU) und Helge Lindh (SPD). Auch zeichnen sie offizielle Anfragen an die Regierung, üben in ihrer Fraktion herausgehobene Mandate (stellvertretende Fraktionsvorsitzende oder Sprecher:innen von Arbeitsgruppen) aus und nehmen aktiv an Bundestags-Debatten teil (durch Reden – oder Reaktionen auf Beiträge).
Regierungsmitglieder und namhafte Oppositionsabgeordnete üben oft wenig Einfluss im Parlament aus. Ein Beispiel dafür ist Sahra Wagenknecht, die den öffentlichen Diskurs zwar maßgeblich prägt, in der parlamentarischen Arbeit aber kaum in Erscheinung tritt und nur Platz 743 belegt. Auch die AfD ist lediglich mit Gottfried Curio auf Platz 8 in den Top-30 des Parliamentary Scores vertreten.
Die “öffentlichen Meinungsmacher“
Es überrascht nicht, dass die ersten Plätze im Public Score von Bundeskanzler Olaf Scholz und seinen Minister:innen besetzt sind. Ebenso erwartungsgemäß schaffen es weitere Politiker:innen der Regierungsparteien auf die vorderen Plätze. Beispiele hierfür sind Ricarda Lang (Platz 6) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Platz 13).
Interessant ist die Platzierung der Oppositionspolitiker:innen im Public Score: Die AfD verfügt über eine hohe Präsenz in den Medien, auf Social Media und bei Online-Suchanfragen: Insgesamt sind vier AfD-Politiker:innen in den Top-30 des Public Score vertreten, darunter Alice Weidel auf Platz 7.
Von den Linken sichert sich neben Sahra Wagenknecht (Platz 8) nur Gregor Gysi (Platz 24) einen Platz in den Top-30 des Public Scores. Der CDU gelingt es als weitere Oppositionspartei nur mit drei Abgeordneten in die Top-30. Friedrich Merz belegt Platz 9, Norbert Röttgen Platz 10 und Jens Spahn Platz 19.
Wichtige Erkenntnisse
Die Analysen zeigen auch: Es gibt kaum „Double-Scorer“ unter den Abgeordneten. Das heißt, es gelingt den Wenigsten, sowohl relevanten öffentlichen als auch parlamentarischen Einfluss auszuüben. Ausnahmen sind Fraktionsvorsitzender Friedrich Merz, der es als einziger in beiden Rankings unter die Top-10 schafft (Platz 7 im Parliamentary Score und Platz 9 im Public Score), sowie die SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil (Platz 22 und 26) und Saskia Esken (jeweils Platz 44). Diese Doppelrollen haben jedoch weniger mit ihren Ämtern als Parteivorsitzende zu tun, da andere Politiker:innen in vergleichbaren Positionen auf den hinteren Plätzen vorzufinden sind.
Die Gesamtzahl von weiblichen Abgeordneten hat sich zwar deutlich erhöht (aktuell 35%), jedoch schlägt sich dies nicht im parlamentarischen Einfluss dieser nieder: Nur 6 Abgeordnete in den Top-30 sind weiblich.
Im Public Score sind es dagegen 12 – die öffentliche Debatte wird stärker von weiblichen Stimmen mitgeprägt, als es im Bundestag der Fall ist. Dies kann auch damit zusammenhängen, dass das Bundeskabinett nahezu paritätisch besetzt ist (7 von 16 Ministerien werden von Frauen geführt). Erwartungsgemäß sind Minister:innen aufgrund ihres Amtes in der öffentlichen Wahrnehmung sehr präsent.
Die Auswertung des Public Scores erfolgte zu der Zeit, als der russische Angriffskrieg das Haupt-Thema in der Öffentlichkeit war: So ist es wenig überraschend, dass sich neben Regierungsmitgliedern viele Außen- und Sicherheitspolitiker im Ranking auf den vorderen Positionen finden.